Neujahrsempfang am 27.01.2019: Gastredner Dr. Michael Stanglmaier fordert Paradigmenwechsel in der Verkehrswegeplanung
„Radverkehrsförderung – aber richtig! Schlüssel zur Mobilitätswende“ war das Thema des diesjährigen Neujahrsempfangs des Bündnis für Karlsfeld am Sonntag, den 27. Januar. Rund 50 Gäste verfolgten interessiert dem Gastvortrag von Dr. Michael Stanglmaier. Der stellvertretende Landesvorsitzende des ADFC Bayern gab einen beeindruckenden Überblick über den Stand der Radverkehrsförderung im In- und Ausland.
Warum fahren Bürger Fahrrad? Diese Frage wird z.B. in Deutschland ganz anders beantwortet als in Kopenhagen. In Deutschland vor allem weil es als gesund, umweltschonender und günstiger empfunden wird. In Kopenhagen aber, weil es schneller, einfacher und bequemer ist. „Schneller, einfacher und bequemer: Davon sind wir in Karlsfeld noch weit entfernt“, stellte Bündnis-Sprecher Adrian Heim in der Diskussion fest und identifizierte damit einen Bereich, in dem Handlungsbedarf in Karlsfeld besteht.
Um den Anteil des Radverkehrs deutlich zu erhöhen, bedarf es aber eines ganzheitlichen Konzeptes, erläuterte Dr.Stanglmaier: „Infrastruktur, Service, Information und Kommunikation sind die vier Säulen eines Konzeptes für die Radverkehrsförderung“. Wie in Karlsfeld konzentrieren sich die meisten Gemeinden auf den Bereich Infrastruktur (Radwege, Abstellanlagen), vernachlässigen aber die drei anderen Säulen. Ein guter Radweg kann aber z.B. im Winter nur benutzt werden, wenn es auch einen ordentlichen Winterdienst für die Radwege gibt.
Einer der wichtigsten Forderungen, die Dr.Stanglmaier formulierte, ist ein Paradigmenwechsel in der Verkehrswegeplanung. Bisher werden Straßen meist von Innen nach Außen geplant. D.h. zunächst wird Platz für die Autos geschaffen, was übrig bleibt bekommen Fußgänger und Radfahrer. Städte wie Kopenhagen und Amsterdam, die bereits einen wesentlich höheren Radverkehrsanteil erreicht haben, gehen nun einen anderen Weg: Die Straßen werden von Außen nach Innen geplant. D.h. zunächst wird der für Fußgänger und Radfahrer nötige Platz reserviert. Was übrig bleibt, bekommen die Autos. Bündnis-Sprecher Adrian Heim stellte dazu fest: „Die Münchner Straße ist ein klassisches Beispiel der alten Methode, von Innen nach Außen zu planen. Viel Platz für Autos, und – vor allem auf der Westseite – kaum Platz für Fußgänger und Radfahrer. Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel auch bei uns in Karlsfeld. Wir brauchen mehr Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger, also bleibt weniger Platz für den Autoverkehr.“
Mit freundlichen Grüßen
Adrian Heim
Sprecher des Bündnis für Karlsfeld
Anlage: Foto von Dr.Stanglmaier (Jochen Seyboth)