Karlsfeld erstickt im Autoverkehr, im Behördendeutsch „Motorisierter Individualverkehr (MIV)“ genannt. Jeden Werktag wälzt sich morgens und abends eine Blechlawine durch unseren Ort, die Luft ist an der Münchner Straße bis an die EU-Grenzwerte heran (oder darüber hinaus) mit Schadstoffen belastet. Ein nicht unerheblicher Anteil dieses Verkehrs ist hausgemacht, wie Verkehrszählungen belegen. Eine der wenigen Maßnahmen, die diesen MIV verringern kann, ist der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der von uns sehr befürwortet wird.
Wenn es um Verbesserungen des ÖPNV geht, kommt fast zwangsläufig der Vorschlag, die U-Bahn-Linie U2 von München aus über Feldmoching bis Karlsfeld zu verlängern. Zuletzt ist der neu gegründete Karlsfelder Ortsverband der Grünen auf diesen (U-Bahn) Zug aufgesprungen, wie die Presse berichtete. Wie realistisch ist dieser Vorschlag? Und macht eine Verlängerung der U-Bahn nach Karlsfeld für uns Karlsfelder wirklich Sinn?
Zunächst einmal muss man feststellen, dass dies keine neue Idee ist und selbstverständlich schon untersucht wurde. In den Arbeitskreisen zur Erarbeitung des Karlsfelder Verkehrsentwicklungsplans wurden im November 2014 diese Aussagen der Verkehrsexperten zu Protokoll gegeben:
Ein weiterer Punkt, der während des Vortrags stark diskutiert wird, ist die Einrichtung eines zusätzlichen Verkehrsmittels für Karlsfeld. Dabei werden beispielsweise eine Verlängerung der U-Bahn von Feldmoching oder die Verlängerung der Trambahn von Moosach nach Karlsfeld bzw. Dachau benannt. Zur Bewertung solcher Infrastruktur-maßnahmen gibt es standardisierte Bewertungsverfahren zur Ermittlung von Kosten und Nutzen. Eine Verlängerung der U2 von Feldmoching liegt (laut einer Einschätzung vom MVV) bei einem Nutzen-Kosten-Faktor von 0,1. Mindestens sollte bei solchen Maßnahmen jedoch ein Nutzen-Kosten-Faktor von 1,0 erreicht werden, damit eine Maßnahme wirtschaftlich ist und eine Bezuschussung erfolgen kann. Besonders bei der Verlängerung der U-Bahn wird seitens des Vertreters der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) erläutert, dass die Strecke von Feldmoching über das „freie Feld“ nach Karlsfeld immense Kosten zur Folge hat. Gleiches gilt bei einer Verlängerung der Trambahn, da beispielsweise der Verlauf der Gleise über die Brücke über den Güterbahnhof ebenfalls hohe Kosten zur Folge hat. Auch vor dem Hintergrund, dass Karlsfeld mit der S-Bahn ein Schienenverkehrsmittel hat, ergeben sich bei der Nutzen-Kosten-Betrachtung so geringe Faktoren. Es wird die Frage aufgeworfen, ob in derartige Betrachtungen auch zukünftige Entwicklungen (Bevölkerung etc.) eingehen. Zukünftige Entwicklungen der Bevölkerung oder auch des Arbeitsmarktes werden laut der MVG bei Neuplanungen bzw. Untersuchungen in jedem Fall berücksichtigt.
D.h. aktuell kann eine U-Bahn wegen des schlechten Kosten-Nutzen-Faktors nicht gebaut werden. Die Lage könnte sich aber langfristig ändern, wenn die Stadt München in Feldmoching einen komplett neuen Stadtteil auf der „grünen Wiese“ baut.
Aber was würde es bedeuten, wenn die U-Bahn bis nach Karlsfeld fahren würde?
Wir würden wahrscheinlich genau einen U-Bahnhof bekommen, der nicht nur für uns Karlsfelder, sondern auch für unsere Mitbürger aus der Stadt und dem ganzen Landkreis Dachau attraktiv wäre. Am wahrscheinlichsten wäre der Endpunkt wohl am S-Bahnhof, um eine Umsteigemöglichkeit von der S-Bahn zu ermöglichen. Die Folge wäre, dass dann die Bayernwerkstraße vollends im Verkehrschaos versinken würde, und dass wir dort ein riesiges Parkhaus bauen müssten, um den Bedarf an Parkplätzen zu decken. Das heisst wir bekommen keine Verkehrsentlastung, sondern erzeugen erst recht eine Verkehrslawine nach Karlsfeld. Wollen wir das wirklich?
Gibt es eine Alternative? Ja, die gibt es, den Ausbau des Bahn-Nordrings für die S-Bahn. Dazu morgen mehr.
Ihr Bündnis für Karlsfeld
gestern verpasst? 7.Dezember: Tag der internationalen Zivilluftfahrt