Weil ich mich als „Wohlstandsbürger“ vom Wunsch des Herrn Landrat Christmann persönlich angesprochen fühle, wenn er meint, dass wir uns mehr für Jugendliche und nicht in Bürgerinitiativen engagieren sollten, möchte ich hier eine persönliche Stellungnahme abgeben:
Ich habe 35 Jahre bis zu meiner ordnungsgemäßen Pensionierung als Lehrerin gearbeitet und weit mehr für die Jugend getan als ich musste. Schon 1980 habe ich mich an meiner Schule neben meiner normalen Unterrichtstätigkeit für die Integration der Schüler mit Migrationshintergrund eingesetzt und erreicht, dass sie zusätzlichen Deutsch- und Englischunterricht erhielten. Für die Anfänger am Gymnasium habe ich ein Tutorensystem geleitet, Verbindungen zur Grundschule aufgenommen, die Drogenprävention unterstützt, die „bewegte Pause“ ins Leben gerufen, das „lernen lernen“ strukturiert klassenübergreifend institutionalisiert usw.. Alles geschah in Zusammenarbeit mit den Eltern. Ich bin oft um 7 Uhr schon in der Schule gewesen, um alles vorzubereiten und abends oft erst um 22 Uhr von Elternabenden heim gekommen. Nach meiner Pensionierung habe ich fast täglich kostenlos Nachhilfe gegeben bis die Krankheit meines Mannes mich zwang, aufzuhören. Mir kann keiner, auch kein Landrat, vorwerfen, zu wenig für die Jugend getan zu haben.
Aber nach meiner Pensionierung hatte ich doch noch so viel Zeit ausführlich Zeitung zu lesen. Da musste ich feststellen, dass die Politik weit von der Logik entfernt ist, die in der Schule und an Universitäten gelehrt wird. Aus einem anfänglichen Kopfschütteln, entstand in mir die Verpflichtung, auch hier tätig zu werden, wenn Dinge in große Schieflage gerieten. Die meisten Menschen haben keine Zeit, sich mit den Finessen der Politik auseinanderzusetzen und deshalb muss man Aufklärungsarbeit in Bürgerinitiativen leisten. Es ist wahr, dass oft viele Rentner bei den Initiativen sind, weil sie Zeit haben. Aber es sind auch erstaunlich viele Jugendliche dabei, die sich hier vertreten fühlen, weil sie nicht wollen, dass ihre Lebensqualität unklaren Zielen geopfert wird.